Eine Umsetzung solcher Konzepte in Großbetrieben bzw. eine entsprechende Sensibilisierung und Schulung in Kleinbetrieben, wird zu einer deutlichen Verbesserung der Qualität des Arbeitnehmerschutzes führen. Dieser Umstand wird zur Folge haben, dass die Arbeitnehmerschaft die verbesserten Arbeitsbedingungen mit erhöhter Leistungsmotivation für den Betrieb vergelten und Störungen, Unfälle und Krankenstände werden zum Vorteil, auch des Unternehmers, kräftig reduziert.
Man kann also sagen, dass SGM in jedem Betrieb eine moderne Notwendigkeit darstellt und es kann in jedem Betrieb entsprechend seiner Größe systematisch durch Konzepte und als Bestandteil der Unternehmenskultur realisiert werden. Über die konkreten Wege zur Realisierung solcher Managementsysteme wurde aber noch nicht gesprochen, es existiert aber bereits ein umfangreiches Angebot an Methoden für Großbetriebe. Diese Methoden orientieren sich an Normenreihen zur Qualitätssicherung (ISO 9000) und berücksichtigen bestimmte branchenbezogene praktische Erfahrungen (z.B.: Occupational Health- and Risk-Managementsystem). Für Kleinbetriebe gibt es noch nicht so ein breites Angebot an Empfehlungen oder Rezepten, wie vorzugehen ist.
Eine Vielfalt anwendbarer Methoden ist notwendig, da jeder Betrieb nach seinen jeweiligen speziellen Erfordernissen und entsprechend der Betriebsgröße und der vorhandenen Entscheidungsebenen, die jeweils geeignetste Methode auswählen und gegebenenfalls auch nach spezifischen Gegebenheiten anpassen oder sogar eine eigene Methode betriebsspezifisch selbst entwickeln muss. Unabhängig von der gewählten Methode wird das Ziel einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Gesundheitsschutzes erreicht, solange die oberste Managementebene des Betriebes sich voll hinter diese Ziele stellt.
Negative Aspekte von SGMS
Man hört immer öfter, dass eine dieser Methoden normiert werden soll, um die Vielfalt durch eine in der Anwendung leicht vergleichbare Standardmethode zu ersetzen. Interessanter Weise kommt dieser Vorschlag nicht von den Betrieben, denen die Vielfalt der Methoden ermöglicht, nach dem Grundsatz der "best practice" auszuwählen oder selbst zu entwickeln, sondern von den Normungsorganisationen und insbesondere von Interessensvertretern der Zertifizierungsstellen. Wenn diese Bemühungen zu einer europäischen Norm führen, würde dies folgendes bedeuten:
1. Großbetriebe müssten lediglich auf diese Methode umsteigen, Kleinbetriebe hingegen müssten einen großen bürokratischen und beachtlichen finanziellen Aufwand(Dokumentationspflichten, Auditierungen, etc.) aufsichnehmen, der in keinem Verhältnis zum erreichbaren Erfolg steht.
2. Einen stärkeren Druck und härteren Wettbewerb unter den Zertifizierungsstellen auslösen, wodurch nicht mehr die Frage nach der mit diesem System erreichbaren Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Gesundheitsschutzes im Vordergrund stehen wird, sondern vor allem aus Wettbewerbsgründen nur mehr der Besitz des einschlägigen Zertifikats. Zertifizierungsstellen müssen auch privatwirtschaftliche Wettbewerbsbedingungen beachten und deshalb besteht die Gefahr, dass "billige" Zertifizierungsleistungen am Markt angeboten werden und dies zu einem regelrechten Dumping-Wettbewerb führen könnte.
Schlussvolgerung
Abschließend kann man sagen, dass die Einführung von SGMS einen wesentlichen Fortschritt in Richtung besserer Arbeitsbedingungen und eines umfassenden Gesundheitsschutz bewirkt. Den Betrieben sollte die Möglichkeit bleiben die "best practice"-Methode auszuwählen oder betriebsspezifische eigene Lösungen zu entwickeln, was eine Einschränkung der Vielfalt der möglichen Methoden durch Normierung ablehnt, da SGMS auch Komponenten wie die Beteiligung der ArbeitnehmerInnen umfassen müssen, die nicht normierbar sind.
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Autor: Harald Kviecien; Copyright: kviecien oh services; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien) factID: 106520.2 (...Archiv); Publiziert am 17 Jul. 2002 16:35