Im Chaos der Bilderflut zeige ich euch das allumfassende Blau. Blau, ein offenes Tor zur Seele, eine unendliche Möglichkeit die greifbar wird. (Derek Jarman in BLUE)
BLAU ist ein großer dramatischer Text, ein langes Gedicht. Die Partitur eines Konzerts.
Jarman erzählt die Geschichte seines Lebens nach der AIDS-Infektion, von seiner therapiebedingt langsamen Erblindung, der sukzessiven Reduzierung des Sichtbaren auf die Farbe Blau, vom Tod, vom Abschied, von der Angst zu Sterben, von der Liebe zum Leben.
Er teilt uns seine ungeschminkte Sicht der menschlichen Existenz mit, klar und ohne zu beschönigen, in seiner ihm eigenen Poesie, ironisch bis nachsichtig humorvoll.
In dem er sein Sterben zum Kunstwerk gemacht hat, hat er dem Leben ein Denkmal gesetzt. (Süddeutsche Zeitung)
BLAU ist die deutschsprachige Theatererstaufführung des Films BLUE von Derek Jarman. BLUE ist der letzte Film des britischen Regisseurs, der 1994 an AIDS starb. Der Film zeigt außer einem monochromen Blau nichts, kein einziges Bild. Der große Bildererzähler Jarman hinterlässt uns als sein Testament einen reinen ungestörten Film, die absolute Wahrnehmung.
Ein beeindruckender Abend, geheimnisvoll und kühl wie blauer Frost (Der Standard)
Jarman hat dem Verschwinden seine Stimme und eine Farbe gegeben. Nun hat es ein Gesicht. (taz berlin)
Das geht nicht nur unter die Haut, sondern direkt ans Lebendige. (Neue Züricher Zeitung)
Blau ist die inszenierte Reduktion jeglicher Wahrnehmung auf eine einzige Farbe. (Süddeutsche Zeitung)
Inszenierung BLAU
Minimalistisches Theater an der Grenze zur Installation, oder eine theatrale Installation am Punkt vor der Erstarrung die, die Tore zur Welt, zum Um-raum konsequent öffnet. Ein Mann (Harald Jokesch) sitzt auf einem Stuhl mit dem Rücken zu einem monochrom-blau leuchtenden Videomonitor und spricht. Im kahlen Theaterraum (Regie-Raumkonzept: Thomas Jelinek) hängt zwischen Publikum und Darsteller einzig eine nackte Glühbirne welche - karges Requisit und gleichzeitig notwendige Beleuchtung - eine Szene erhellt.
Die inszenierte Abwesenheit der Dinge - die Reduktion auf ein karges Minimum - ist nicht nur künstlerischer Stil, sondern konsequente Umsetzung der letzten Szene eines Lebens. Hier vollzieht sich, im Angesicht des Todes, die Reduktion auf das Notwendigste - Wesentliche.
Ein Raumkonzept von der Kargheit einer Betonwand mit einem lebenden Menschen und vereinzelten Geräuscheinbrüchen lässt die Performance langsam zur Installation gefrieren. Auf dieser leeren Betonplatte sprießt der spröde Humor Jarmans, wie vereinzeltes Unkraut, vitaler als die Opulenz eines barocken Gartens.